Als wenn es nicht schon schlimm genug ist ein
Schüler zu sein, macht es die Tatsache mittelos zu sein es nur noch schlimmer.
Was für Optionen bleiben einen dann noch? Entweder man sucht sich einen Job, wo
man sowieso nicht gut genug bezahlt wird oder man beginnt zu stehlen an.
Jedenfalls dachte Mick immer, dass das die einzigen Auswege seien.
Doch er hatte sich geirrt. Ehe er einen Job
bekommen hatte, hatte er eine bessere Lösung gesteckt bekommen.
Es war ein kalter Novembermorgen, als Mick zur
Schule stapfte und darüber nachdachte wie er an Geld kommen könnte. Er hatte
immer wieder verrückte Einfälle, wie zum Beispiel eine Bank auszurauben. Auch
wenn er wusste, dass das nicht funktionieren würde, hatte er jenen Fall schon einmal
durchgeplant. Zu dem Zeitpunkt war er betrunken gewesen und dachte wirklich
daran es durchzuziehen. Als er am nächsten Morgen aufgewacht war und den Plan
gefunden hatte, musste er zuerst darüber schmunzeln und erkannte dann wie gut
durchdacht sein Plan gewesen war. Die Idee hängte er dann doch an den Nagel und
konnte am Ende nur noch den Kopf darüber schütteln.
Er wollte sich einen Job suchen und dann
weitersehen. Aber er hatte nicht vor anzufangen zu stehlen. Das war für ihn ein
No-Go – auch wenn er es mal in Erwägung gezogen hätte. Doch er hatte zu viele
Freunde, um zu wissen, dass dies ein gefährliches Spiel war, wo man auch
schnell mal verlieren konnte.
Mick kam an einem Kiosk vorbei und griff
reflexartig in seine Jackentasche. Dort fand er keine Zigarettenschachtel.
Daraufhin ging er in den Kiosk herein und kaufte sich drei Schachteln. Zwei
davon steckte er in die Schultasche und eine steckte er, nachdem er sich eine
Zigarette herausgenommen hatte, in die Jackentasche. Er zündete sich die Zigarette
an und murmelte vor sich her: „Gott sei Dank. Ohne eine Zigarette würde ich die
ersten Stunden nicht überleben.“
Die drei Packungen hatte er sich nur gekauft,
damit er auch in einer Woche noch Zigaretten hatte, weil er sein Geld auch
gerne für andere Dinge ausgab und dann hätte er sich in der nächsten Woche
keine Schachtel kaufen können. Er versuchte noch einen Überblick über das, was
er rauchte zu behalten. Er kam in einer Woche gut mit einer Schachtel aus, doch
es fiel ihm von Woche zu Woche immer schwerer.
Kurz bevor er das Schulgelände betrat, warf er die
Zigarette weg. Er ging zu seinem Klassenraum und ging zu seinen Freunden.
„Hast du Kippen?“, fragte einer seiner Freunde und
schaute ihn erwartungsvoll an.
„Ja… Ich habe mir eben drei Schachteln geholt, du
weißt ja wie schnell mein Geld weg ist.“, antwortete Mick.
„Ich hätte da vielleicht eine Lösung für dein
Problem.“, sagte der Freund und entfernte sich mit Mick von der Gruppe.
„Ich werde nicht klauen – das solltest du langsam
wissen.“, stellte Mick klar.
„Nein, das ist was viel besseres.“, flüsterte der
Junge. „Komm nach der Schule mit mir. Ich stell dir dann jemanden vor, der dir
helfen könnte.“
„Was hast du vor?“
„Das wirst du dann sehen.“
Mick schaute seinen Freund etwas irritiert an,
doch dies hielt nicht lange an, da der Lehrer vorbeikam und sie in den
Unterricht mussten. Lange dachte Mick darüber nach, was sein Freund wohl
vorhaben könnte, doch er kam nicht auf den springenden Punkt.
Nach der Schule gingen die beiden zu einem jungen
Mann, der in einem Hochhaus wohnte. Nicht in einem der großen Wolkenkratzer,
sondern in einem der herunter gekommenen Hochhäuser in denen Drogenjunkies und
anderer Abschaum lebte – jedenfalls wurde den Bewohnern dies nachgesagt. Meist
lebten dort auch mittellose, hart arbeitende, alleinerziehende Mütter, die mit
ihrem Leben nicht klar kamen. Oder junge Studenten, die kein Geld für eine
Wohnung hatten und sich nur so etwas leisten konnten. Auch alte Senioren, die
von ihrer knappen Rente kaum leben konnten, lebten dort, genauso wie
Arbeitslose, die entweder wegen der Gesundheit oder wegen der Faulheit nicht
arbeiten konnten. Es war nicht immer nur der oberflächliche Abschaum, der dort
lebte. Doch jenen Abschaum sollten sie nun besuchen.
Sie klingelten an der Tür und kurze Zeit später
traten sie in die verschmutzte Wohnung ein. Ein junger, aber alt wirkender
Mann, der lange, ungepflegte, blonde Haare hatte, lebte dort.
„Was genau hast du vor?“, fragte Mick flüsternd,
darauf bedacht, dass der Mann es nicht hören konnte.
„Warte.“, flüsterte der Freund und wand sich dem
Mann zu: „Sag mal, weißt du, ob noch jemand einen Dealer braucht?“
„Ein
Dealer?! Ist der denn vollkommen verrückt geworden? Ich deale doch nicht!“, hatte
Mick als erstes gedacht.
„Natürlich kenne ich da einen. Er soll einfach mal
Frank fragen.“
„Frank?! Der ist doch …“, der Freund schaute kurz
Mick an und flüsterte: „… einer der gefährlichsten. Ein Fehler und Mick wird es
bereuen auch nur eine Sekunde gelebt zu haben.“
Während der Freund sich mit dem Mann unterhielt,
hatte Mick sich in der schäbigen Wohnung umgeschaut. Dies war ein Leben, das er
niemals leben wollte. Er hoffte, dass er niemals so tief sinken würde. Für ihn
stand auf jeden Fall fest, dass er kein Drogendealer werden würde. Sobald er
gefragt werden würde, würde er sofort dankend ablehnen und sich einen Job
suchen.
„Na gut, er wird es schon bei Frank schaffen.“,
sagte der Freund schließlich und wand sich Mick zu: „Mick, wir werden zu Frank
gehen, der hat einen Job für dich.“
„Aber ich will kein Drogendealer werden.“, wand
Mick ein und wollte grade die Wohnung verlassen, als ihn der Mann zurückhielt
und sagte: „Junge, du weißt gar nicht was dir da entgeht. Du kannst sehr viel
Geld verdienen.“
„Dann mach es doch selber.“
„Würde ich ja, aber ich kann so was nicht. Ich bin
einfach zu dumm für den Job. Ich habe es mal versucht, aber dann habe ich das
Zeug doch nur selber genommen.“, erzählte der Mann und genau dies war noch ein
Grund für Mick, kein Drogendealer zu werden. Er wollte nicht abhängig von irgendwelchen
Drogen werden, die ihn Stück für Stück kaputt machen würden.
„Nein, danke.“, sagte Mick und verließ die
Wohnung.
„Der kommt wieder.“, sagte der Mann zu dem Freund
und ging zu einem Schrank.
„Was hast du vor?“
„Ich will mir was reinziehen.“, sagte der Mann und
holte ein kleines Tütchen aus dem Schrank heraus. „Willst du auch was?“
„Nein, danke. Ich werde dann auch wohl besser
gehen.“, sagte der Freund und ging auch aus der Wohnung heraus. Er hatte schon
einiges an Drogen ausprobiert und war zu dem Schluss gekommen, dass er nur noch
mit Freunden was nahm, wenn es Nacht war und er nicht grade am nächsten Tag zur
Schule musste. Auch wenn er es eine Zeit lang gemacht hatte, fand er es doch
nun schon ein wenig armselig, wenn man alleine Drogen nimmt.
Auf dem Nachhauseweg musste Mick noch lange über
das Angebot nachdenken, Drogendealer zu werden. Er war sich sicher, dass er
dies nicht machen wollte, doch er wusste, dass man viel Geld damit einnehmen
könnte. Vorausgesetzt man machte es richtig. Mick war sich sicher, dass er es
richtig machen würde und er wusste auch, wie man so etwas anstellte.
Theoretisch konnte er es, doch wie sah es praktisch aus?
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